Über Ostern ging unsere Familie einmal getrennte Wege. Während Silke mit den beiden Mädels berufsbedingt nur eine Woche mit dem Revo losfuhr (meine Hochachtung: die Technik an unserem Globecar ist echt frauentauglich), verbrachten Simon und ich 14 Tage in Florida. In einer Rundreise von mehr als 2000km „hoppten“ wir mit Mietwagen und Zelt von Daytona, Clearwater, Everglades bis Key West. In Miami und anderen Großstädten wichen wir gelegentlich aufs Hotelzimmer aus.
Dennoch haben wir diesen Trip als Exkursion verstanden und die Familienfrage den amerikanischen Wohnmobilisten gestellt.
Die Randbedingungen in Amerika sind andere: große breite Straßen überall sowie der Spritpreis von ca. 50Ct/Liter und die Geschwindigkeitsbegrenzung von maximal 75mph (entspricht ca. 120km/h) machen die Dynamik und Wendigkeit eines Kastenwagens nicht notwendig. Es gibt zudem keine unterschiedliche Geschwindigkeitsbeschränkung für schwere Fahrzeuge. 13Meter-Wohnmobile und Lastwagen kommen also genauso schnell voran wie andere Verkehrsteilnehmer. Die Getriebeart Automatik kommt wegen vermehrter Ampelkreuzungen und dem Verbreitungsgrad ausschließlich in Frage. Alle Campingplätze sind mit ihren Angebot an große Fahrzeuge angepasst. Sogenannte Full Hook-Ups enthalten neben Strom und Wasser an der Parzelle auch einen Hauswasseranschluss (für Druckwasser am Fahrzeug) sowie Abwasseranschluss.
Aber was wird nun eine mehrköpfige Familie für ein Wohnmobil kaufen?
Entweder Auflieger für die sehr verbreiteten Pickups (die Sattelplatte wird auf die Ladefläche geschraubt) oder mindestens 12m lange Liner-Modelle sind zu erträglichen Preisen zu kriegen. Folgende Eindrücke haben wir von einer großen Ausstellung mitgebracht.
- einen Einstieg vorne und insgesamt drei Slideouts zieren diesen 12m langen amerikanischen Liner
- Mit Slideouts nach rechts und links hat man eine Fahrzeugbreite von fast 4 Meterrn.
- Der gemütliche Stressless-Sessel gehört in einem anderen Modell zur Grundausstattung.
- Diese Toilette im Heckbad ist nur den Eignern vorbehalten.
- Diese zweite Toilette im vorderen Fahrzeugteil wird auch von Gästen frequentiert.
- Waschmaschine und Trockner haben wir in jedem der amerikanischen Linermodelle vorgefunden.
- Mit Blick vom Fahrersitz kann man hinter Couch, Küche und Schlafzimmer noch das Heckbad erkennen.
- Der gemeine Amerikaner isst nur von Plastikgeschirr. Für den Rest reicht der eingebaute Geschirrspüler vollkommen aus.
- Der Arbeitsplatz im Winnebago sieht nicht wirklich nach Arbeit aus. Automatik-Getriebe und Tempomat stehen eher für relaxtes Dahingleiten.
- Auf amerikanischen Straßen ist es sicherlich keine Arbeit, aber aus meiner Studentenzeit als Reisebusfahrer weiß ich, dass solche Außenmaße keine Freizeit sind.
- In einer der Außenklappen versteckt sich eine kleine Küche.
- Der hier gezeigte Liner ist mit 200T$ noch recht preiswert.
- Ein 12 Meter langer Auflieger mit drei Achsen und zwei Balkonen ist auf amerikanischen Campgrounds keine Seltenheit.
- Das Heck des geräumigen Wohnaufliegers ist mit zwei absenkbaren Doppel- (oder sogar Dreifach-) betten ausgestattet. Sind beide Ebenen hochgefahren wird der PKW ins Heck gefahren und transportiert. Die untere Ebene kann auch als zwei gegenüberliegende Sofas umgeklappt werden.
- Um es deutlich klar zu stellen: Unsere Art des Urlaubs war sehr schlicht mit Zelt und Mietwagen. Auf den Luxus haben wir verzichtet.
Fazit:
Obwohl auch der amerikanische Markt hauptsächlich Modelle für zu zweit reisende Senioren bereitstellt, wird für mehrköpfige Familien statt eines Kastenwagens ein geräumiger Liner oder Auflieger die bessere Wahl sein. Dennoch finden wir das alles viel zu protzig und hoppen bald wieder in Europa.