Zwei junge Campingexperten zeigen ihre Kreation. Es ist Zeit, dass wir bei den Features für familientaugliche Kastenwagen nun auch die jüngere Generation ansprechen und ihr Interesse wecken. Daher haben wir die Promobil-Ausschreibung zu Grundrissideen für den neuen VW Crafter und Eure Anforderungen der Evolution4Family an Leif Ruddat und Simon Hestert übergeben, zwei Oberstufenschüler mit Berufsziel Maschinen- und Fahrzeugbau.
Welche Neuerungen Ihr am Crafter in Zukunft vielleicht finden werdet, lest Ihr in diesem Beitrag:
Promobil Wettbewerb:
Jetzt mal ganz von vorne. Die promobil hat in der Ausgabe von November 2016 einen Grundriss-Wettbewerb für den ab 2018 gebauten VW Crafter L3H3 ausgerufen. Einsendeschluss ist der 11. November. Originalität und Umsetzbarkeit sind der Jury wichtig. Ausgelobt wird ein Erlebnistag bei Volkswagen mit Führung durch die California-Produktion und Expertengespräche beim Mittagessen.
Zwei jugendliche Campingexperten
Kreative Malerei ist nicht unbedingt ein Jungsding. Aber sobald das Skizzenobjekt vier Räder hatte, gab es bei Leif und Simon seit der Kindheit unterschiedlichste Fahrzeug-Varianten und Farbenvielfalt aufs Papier. Der anfängliche Schwerpunkt lag bei stylischen Sportwagen im windschnittigen Design, doch er wandelte sich. Seit neun Jahren fahren die beiden mehrmals pro Jahr gemeinsam in den Campingurlaub und so ist es keine Überraschung, das im Urlaub die Skizzen der Wunsch-Wohnmobile sogar Spülmaschinen und Whirlpools aufwiesen. Der Kompromiss zwischen Vision und Wirklichkeit drückt sich in letzter Zeit in fundierter Diskussion mit technischer Abwägung von Vor- und Nachteilen aus. Konstruktive Machbarkeit und sogar Kostenbewertung fließen mit ein. Da ist doch die oben genannte Challenge genau das richtige für die 16-jährigen Oberstufenschüler. Mit den Leistungskursen Mathematik und Physik sind die Gymnasiasten auf gutem Weg in Richtung Maschinenbaustudium mit Schwerpunkt Konstruktion. Der Einblick in die Abläufe der Nutzfahrzeugproduktion ist genau das Richtige für die beiden.
Evolution4Family-Anforderungen einarbeiten
Bereits im vergangenen Jahr hatten wir Euch aufgerufen, uns wünschenswerte Familienfeatures für Kastenwagen und Reisemobile zu nennen. Zahlreiche Rückmeldungen hatten wir erhalten. In der Zwischenzeit haben wir auf diese Anforderungen in diversen Fachgesprächen mit Inhabern und Konstruktionsleitern der Campingbranche zurückgegriffen. Sie helfen uns zunehmend Einsehen und Umkonstruktionen für familiäre Bedürfnisse zu erzielen. Leider waren wir dazu bisher mit VW noch nicht im Gespräch. Ergänzend zu Promobils Grundriss-Challenge wollen wir, dass es sich bei dem 6m-Crafter um ein Familienmobil handelt. Vielleicht sogar für fünf! Wenn die beiden Oberstufenschüler einen Termin bei VW kriegen, so haben die erziehungsberechtigten Väter Bernd Ruddat und Klaus Hestert für den Crafter4Famliy nicht nur einen Transfer bis Hannover sondern zudem einen Ergänzungstag in der Autostadt Wolfsburg ausgelobt.
Das ist der Vorschlag:
Etliche Grundrissskizzen, Nebenrechnungen und Internetrecherchen später liegt jetzt ein Vorschlag auf dem Tisch. Dass es verdammt schwierig ist, alle Wünsche auf 6 Meter Länge und 1,96 m Stehhöhe umzusetzen, liegt auf der Hand. Noch nicht jedes Feature ist detailliert konstruiert, manches noch in der Konzeptphase. Zur Originalität nehmen wir die Jury beim Wort – gerne bei der persönlichen Diskussion in Hannover.
- Längsbetten über die gesamte Breite schaffen Schlafplatz für zwei, notfalls sogar für drei. Das Bett ist in der Mitte nach hinten offen, trotz Bettlänge von 1,90m kann man die Füsse rausbaumeln lassen (Anmerkung: Simon misst mit 16 Jahren jetzt schon 1,95m). Die Lattenroste sind zur Seite aufstellbar, so dass sich darunter der 1,20 x 1,90 große Heckstauraum auftut. Nimmt man die mit Stufe versehene Schottwand raus, so passt sogar ein Motorrad ins Heck.
- Damit man in der Halbdinette noch Beinfreiheit hat, muss das Bad bzw. Küche sehr schmal gebaut sein. Weil Küche an der Schiebetür ebenso wie L-Küche auf Fahrerseite Vorteile haben, sind beide Varianten skizziert.
- Ein „WC ohne Bad“ heißt die Evo4Fam-Anforderung, die in der-Zwei-Größen-Naßzelle steckt. Die meisten Anwendungsfälle gibt es für die Toilette. Nutz man sie in Längsrichtung so klappt man raumsparend das Waschbecken hoch. Doch die Schiebtür weist eine Weiche auf, so kann man in der Außenführung das große Bad samt Dusche damit einrahmen. Die in der Decke eingelassen Raindance-Brause erlaubt auch großen Menschen sich ohne Bücken zu duschen.
- Eine Klimaanlage auf dem Dach ist Zusatzgewicht und teuer. Das Klimaaggregat im Motorraum wird über einen Keilriemen angetrieben. Wenn man hier über einen Freilauf einen Elektromotor zwischenschaltet, so kann man über das 220V-Bordnetz ohne laufenden Motor die Klimaanlage betreiben. Pfiffig, oder?
- Angefixt vom Produkttest des gentletent-Sofas im Norwegen-Urlaubes, setzen Simon und Leif auf die Kraft des Luftdrucks für diverse Anwendungsfälle. Bereitgestellt wird Druckluft in einem 200 bar-Kessel, gefüllt über einen Kompressor bei Fahrbetrieb.
Das optionale Aufstelldach mit Betten für zwei wird damit aufgepumpt (und sogar ab-; erreichbar ist es mit Leiter durch die vordere Dachluke), die Markise erhält mit einer Luftfüllung nicht nur die typische Ausladung zur Seite sondern zudem nach hinten bis zum Fahrzeugheck. Die Verwendung von Luft erlaubt halt ganz andere Konstruktionsmöglichkeit als das althergebrachte Ständerwerk. Luft ist übrigens auch der Grundstoff von sesselähnlichen Beinauflagen, die bei Fahrzeugstillstand jeweils die Sitzfläche von Beifahrer- und Fahrersitz nach vorne verlängern. So können die Fahrzeugeigner komfortabel relaxen.
- Das Lichtkonzept des Crafter4Family ist flexibel und gleichzeitig kissenschlachttauglich. Schienensysteme über Tisch, Küche, Bett und sogar den Fahrersitzen erlauben es magnetische LED-Spots egal wo im Fahrzeug einzuklicken. Zentral und dezentral sind sie schaltbar. Für bessere Lichtausbeute setzt man mehrere nebeneinander. Dimmbar und farblich sind Ambienteausbaustufen.
- Die Doppelsitzbank ist natürlich kindersitztauglich. Das geht nicht nur mit optionaler Isofix-Befestigung sondern im Standard mit außenliegenden Schultergurten. Kindersitze oder schlafende Kinder werden somit bei Kurvenfahrt nicht in den Mittelgang gekippt. Die Polster sind ausgeschäumt und bieten mehr Seitenhalt.
- Natürlich kostet die 4Five-Sitz-Option Platz. Aber es ist bereits vorgedacht im Eingangsbereich der Schiebetür einen Klappsitz an Schrank bzw. Küche zu befestigen (vgl. Hymercar). Die Lösung erlaubt es den Sitz bei Nichtgebrauch zusammengeklappt im Fond zu verstauen. Im Austausch kommt im Stillstand ein Klappbrett, dass die Küchenarbeitsplatte vergrößert. 4Five will Familie aber auch schlafen. Und so ist, falls das Heckbett nicht zu dritt genutzt wird, im Fahrerhaus ein eigenes bis zu 1,60m langes Bett eingehängt.
Super Beitrag! Ich würde auch gerne mal einen Produkttest fürs Wassereis durchführen. Braucht man dafür ein Studium?
Lieber (Scherzkeks) Johannes,
die langjährige Testerfahrung unseres Fachbloggerbeirats belegt: wer ein guter und ehrlicher Produkttester werden will, fängt schon in jungen Jahren bei jeder Gelegenheit damit an. Simon und Leif kennen sich seit 13 Jahren. Da kommen auch kreative Ideen bei solche einem Grundrisswettbewerb.
Klaus
Danke erstmal, dass ihr endlich ein paar wichtige Dinge an die WoMoIndustrie weitergebt, die mir schon lange ein Dorn im Auge sind. Bei den Lampen stimme ich euch voll zu und auch das geteilte Bad ist prima. Ich selber benutze die Dusche nur wen ich auf Geschäftsreise bin und brauche sie daher im Urlaub mit meinen beiden Kindern nie.
Ich wünsche euch viel Glück und hoffe, dasss eure Vorschläge umgesetzt werden.
Gruß Robert